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Island of the Hungry Ghosts

  • von

Christmas Island – eine kleine australische Insel in der Nähe von Indonesiens Küste. Hier
migrieren jedes Jahr, je nach Mondphase, im November bis zu 40 Millionen rote Krabben
aus dem dichten, tropischen Regenwald zur Küste der Insel um dort ihre Eier ins Meer zu
legen. Jedoch versteckt dieses beeindruckende Naturphänomen nicht die dunkle Seite der
wunderschönen Insel. Mitten im Dschungel befindet sich ein „Detention-Center“; ein
Hochsicherheitslager der australischen Regierung für Asylsuchende.

Der Film „Island of the Hungry Ghosts” verfolgt das Leben von Pho Lin, einer Trauma-
Therapeutin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Töchtern auf Christmas Island.
Pho Lin versucht mit ihren Therapiesitzungen den Flüchtlingen der Insel zu helfen ihre
traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Eigentlich soll sie den Behörden Vorschläge
geben, wie sie die Flüchtlinge am besten behandeln sollten, jedoch bekommt sie durch
diese Sitzungen eher mit wie die Asylanten in dem „Detention-Center“ der Insel wirklich
behandelt werden. Familien werden auseinandergerissen, Menschen werden eingesperrt
und brutal behandelt.

Gleichzeitig wird im Film mit sehr idyllisch wirkenden Bildern gezeigt wie roten Krabben ihre
Wanderung machen. Ihnen wird mit viel Hilfe vom örtlichen Verkehrsamt der Weg zur Küste
deutlich erleichtert. Die Straßen der Insel werden komplett abgesperrt, ihnen wird mit
Baumstämmen eine ‚Brücke‘ über die Straße gebaut, oder sie werden mit Besen vor den
Autos in Sicherheit gebracht. Es wird also alles Mögliche unternommen um den roten
Krabben den Weg so leicht wie möglich zu machen.

Währenddessen muss Pho Lin zusehen wie ihre Vorschläge für Behandlung und Therapie der
Asylanten tagtäglich ignoriert werden und sich somit deren psychische Verfassung
andauernd verschlimmert. Sie bekommt immer öfter die Mitteilung, dass Patienten nicht zu
den Sitzungen erscheinen können. Ein Grund dieser Ausfälle wird ihr jedoch nicht genannt;
es sei streng geheim und könnte ihr nicht mitgeteilt werden. Sie bekommt nur durch
mehrfaches Nach- und Hinterfragen mit, dass einige von ihnen abgeschoben werden oder
sich sogar versuchen selbst umzubringen. Es wird deutlich, dass sich die Verhältnisse der
Flüchtlinge, die auf unbestimmte Zeit festgehalten werden, auf der Insel ändern müssten.
Pho Lin merkt jedoch immer mehr, dass sie den Menschen weniger und weniger helfen
kann. Ihre Schicksäle machen ihr schwer zu schaffen. Schlussendlich entschließt Pho Lin
Christmas Island zusammen mit ihrer Familie zu verlassen.

„Island of the Hungry Ghosts“ stellt die absurde Behandlung der Flüchtlinge auf eine
ironische Weise der der Krabben gegenüber. Die natürliche Migration der Krabben wird von
den Inselbewohnern mit allen Kräften unterstützt und die tragische Migration der
Flüchtlinge wird ihnen als Verbrechen vorgeworfen.

von Charlotte Brendel, Tim Lunkenheimer & Benedikt Hartlieb